Aikido ist seinem Wesen nach eine Kampfkunst, die einerseits der Tradition und dem Geist der Kampfkünste des alten Japans folgt. Auf der anderen Seite sollen diese aber nicht starr und unkritisch fortgeführt werden.
Die alten Kriegskünste haben ihren Ursprung auf dem Kampffeld kriegerischer Auseinandersetzungen. Trotzdem entwickelte sich daraus eine Kunst- und Kulturform, die schließlich in der Takugama – Periode (1603 – 1886) als Budo – „Weg der Kampfkünste“ festgeschrieben wurde.
Der Begründer des Aikido – Meister Ueshiba Morihei (1883 – 1969) – lebte in der turbulenten Zeit der Modernisierung Japans. Er kam zu der Überzeugung, dass der wahre Geist des Budo nicht in einer von Konkurrenzdenken geprägten und kämpferischen Atmosphäre zu finden ist, in der der Sieg um jeden Preis das höchste Ziel sei. Er erkannte, dass der wahre Geist des Budo in der Vervollkommnung als Mensch sowohl auf geistiger als auch körperlichen Ebene sein sollte. Diese kann erreicht werden durch ein aufbauendes Training und ein Üben der Kampfkünste mit Gleichgesinnten.
Als philosophisches Korrelat dafür kann man das Prinzip des “Ki“ sehen. „Ki“ beschreibt die unerschöpfliche Kraft, welche das Universum durchdringt und im eigenen Körper Ausdruck in der Energie des Atems findet. Durch unablässiges Training des Geistes und des Körpers bildet das individuelle Ki jedes Einzelnen eine Harmonie mit dem universellen Ki. Hierin liegt ein wesentlicher Aspekt der japanischen Kampfkünste. In Aikido manifestiert sich diese Einheit in den harmonischen und dynamischen Bewegungen. Das Ki kann frei fließen und ist unzerstörbar und unbesiegbar.
Durch diese Überlegungen ergibt sich, dass Aikido Wettkämpfe ablehnt. Denn durch diese, so die Meinung des Aikido, würden nur Egoismus, Selbstsucht und Rücksichtslosigkeit gefördert.
Ziel ist in Aikido nicht den Gegner für den eigenen Vorteil zu zerstören, sondern das Ki des Gegners aufzunehmen und umzuleiten. Aikido ist also gewissermaßen eine „friedliche“ Kampfkunst, die allerdings aufgrund ihrer Dynamik und Schulung der Beobachtungsgabe den Schülern sowohl körperlich und geistig zahlreiche Herausforderungen stellt.